Die dualen Agrar-Studiengänge bieten dir, vor allem abhängig von deiner Wahl eines Partnerunternehmens, eine große Flexibilität bei der Vorbereitung auf die spätere Karriere. Wer gerne Landwirt werden und auf Feldern mit Pflanzen und Tieren arbeiten möchte, ist bei diesem Studium genauso richtig wie diejenigen, die sich dafür interessieren, wie Lebensmittel hergestellt werden und die wachsende Weltbevölkerung ernährt wird.
Oftmals werden die Studierenden belächelt á la "Studieren, um Bauer zu werden?" Aber zum einen ist der Beruf als Bauer/Landwirt heutzutage viel stärker von Technologie und BWL geprägt als die meisten Leute wissen und zum anderen kann man ja auch einen interessanten Bürojob nach dem Studienabschluss übernehmen. Die Berufsakademie Dresden schreibt auf ihrer Webseite: Ziel des dualen Studiums Agrarmanagement seien "betriebswirtschaftlich spezialisierte und strategieorientierte Führungskräfte, die in landwirtschaftlichen Betrieben, im Agrarhandel, bei Agrardienstleistungseinrichtungen oder in der Ernährungsindustrie beste Perspektiven haben."
Was man auch wissen sollte: Je nach Hochschule ist der Studiengang mit einer klassischen Ausbildung zum Landwirt verknüpft. Du beginnst also zunächst mit dem ersten Jahr deiner Lehre bei einem landwirtschaftlichen Betrieb, bevor ab dem zweiten Jahr Studium und Ausbildung parallel laufen. Nach dem dritten Jahr kommt die Abschlussprüfung der Ausbildung und danach hast du noch zwei bis drei Semester duales Studium und dann mit dem Bachelor deinen zweiten Abschluss in der Tasche.
Welche Voraussetzungen muss man mitbringen, um sich in einem dualen Studium Landwirtschaft bzw. Agrartechnik, Agrarhandel etc. ausbilden zu lassen? Wir unterscheiden zwischen den Voraussetzungen, die für dich persönlich gelten und den Anforderungen, die Hochschulen und Partnerunternehmen an dich stellen.
Voraussetzungen von Unternehmen und Hochschulen
Grundlage jedes dualen Studiums ist die Hochschulreife. Du brauchst also entweder das Abi oder Fachabi, um dich überhaupt bei einem Unternehmen bewerben zu können. Apropos Bewerbung: Das ist auch unterschiedlich geregelt: Manche Firmen, zum Beispiel CLAAS, verlangen, dass du dich erst in den entsprechenden dualen Studiengang an der Hochschule einschreibst, bevor du dich bewirbst. Andere haben Kooperationsverträge mit den Hochschulen abgeschlossen und sobald du deinen Arbeitsvertrag bei der Firma unterschreibst, wirst du von ihr ins Studium eingeschrieben.
Bei der Bewerbung für dein duales Studium Agrarwirtschaft, Agrarmanagement, Agrartechnik, Landwirtschaft etc. achten die Unternehmen unter anderem auf deine Noten in den Fächern der Naturwissenschaften. Mathe ist nicht so ausschlaggebend, aber zum Beispiel in Biologie und/oder Chemie ist eine gute Note von Vorteil.
Persönliche Anforderungen
Du solltest natürlich ein Interesse an der Landwirtschaft, aber auch an der BWL mitbringen. Etwas Technikverständnis kann auch nicht schaden, vor allem, wenn du zunächst eine Ausbildung zum Landwirt durchläufst, denn generell sind dort auch handwerkliche Fähigkeiten gefordert. Zudem musst du dich entscheiden: Möchtest du nach dem Studium eher im Büro arbeiten, zum Beispiel bei Herstellern von Saatgut oder beim Handel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen? Oder zieht es dich raus in die Natur, auf die Felder und Äcker? Je nach Ziel solltest du dir nämlich andere Partnerunternehmen und Hochschulen suchen.
Während des dualen Studiums Agrarwirtschaft, Agrarmanagement, Agrartechnik, Landwirtschaft etc. beschäftigst du dich mit den landwirtschaftlichen Produktionsprozessen und deren ökonomischen und ökologischen Rahmenbedingungen. Dazu gehören die biologischen und technischen Aspekte von pflanzlichen und tierischen Produktionsprozessen ebenso wie die sozialwissenschaftliche und ökonomische Analyse der Produktion und Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte.
Auf dem Studienplan stehen z.B. solche Vorlesungen:
- Bodenkultur & Düngung: Du lernst, welche verschiedenen Böden es überhaupt gibt, wie man sie nachhaltig bewirtschaftet und wie man den Nährstoffzustand des Bodens und der Pflanze misst, um eine geeignete Düngestrategie zu entwickeln.
- Marketing und Management im Agrarbusiness: Wie verkauft man Lebensmittel an die Konsumenten? Wie organisiert man die Abläufe eines großen Agrarbetriebs? Wie finanziert man teure Anschaffungen und wie kann man die Preise für Waren ermitteln? Das sind nur einige der Fragestellungen.
- Tierhaltung: Massentierhaltung oder Bio? Welche Vorschriften gibt es für die Haltung von Schafen, Pferden, Kaninchen, Geflügel, etc.? Wie sorgt man für eine gute Gesundheit der Tiere?
- Chemie für Agrarwissenschaften: Für die Tier- und Pflanzenproduktion ist Wissen unter anderem aus der Biochemie, organischen oder anorganischen Chemie unerlässlich.
Freie duale Studienplätze per E-Mail?
Wir schicken dir jeden Freitag eine Übersicht der neuen, freien dualen Studienplätze – natürlich kostenlos!
Leider veröffentlichen die Unternehmen, die solch ein duales Studium wie Agrarhandel, Agrarmanagement oder Landwirtschaft anbieten, auf ihren Webseiten keine genauen Gehaltsangaben. Immerhin konnten wir ein paar Angaben zu den Zusatzleistungen finden. Angaben über das Gehalt werden häufig erst im Vorstellungsgespräch gemacht.
Unternehmen | 1. Jahr | 2. Jahr | 3. Jahr | Zusatzleistungen |
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BayWa | k.A. | k.A. | k.A. | u.a. Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Unterstützung bei Unterbringungs- und Fahrtkosten |
Beiselen | k.A. | k.A. | k.A. | u.a. 25 individuelle Urlaubstage, Urlaubs- und Weihnachtsgeld |
Eine ungefähre Angabe für das Gehalt kann man der Ausbildungsvergütung für Landwirte entnehmen, denn oftmals geht das Studium ja mit einer solchen Ausbildung einher. Die Regelung sieht derzeit so aus (Stand: Februar 2020):
- 1. Ausbildungsjahr: 690,00 €
- 2. Ausbildungsjahr: 740,00 €
- 3. Ausbildungsjahr: 790,00 €
Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen spricht von Vergütungssätzen bei Tarifpartnern in Höhe von 693 Euro im 1. Jahr, 742 Euro im 2. Jahr und 797 Euro im dritten Jahr.
Duales Studium ist nicht gleich duales Studium. Es gibt verschiedene Studien- und Zeitmodelle, die von den Unternehmen und Hochschulen angeboten werden. Falls du dich damit noch nicht auskennst, solltest du unbedingt unseren ausführlichen Ratgeber zu Studienmodellen und unseren Artikel zu Zeitmodellen lesen.
Laut einer Betriebsbefragung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) sind 97 Prozent der Unternehmen "sehr zufrieden" oder "zufrieden" mit der Qualifizierung von Studenten, die ein duales Studium abgeschlossen haben. Auch Prof. Dr. Speth von der DHBW spricht im Interview von einer "Übernahmequote von 80 bis 90 Prozent durch die Unternehmen". Das Unternehmen Beiselen, das unter anderem den dualen Studiengang "Branchenhandel Agrar" anbietet, spricht auf der Webseite von über 80 Prozent.
Viele, die ein duales Studium wie Agrarhandel, Agrarmanagement oder Landwirtschaft absolvieren, steigen nach dem Abschluss aber auch zum Beispiel in den elterlichen Betrieb ein. Die Karriereziele sind sehr unterschiedlich.
Zuerst denkt man wohl in erster Linie an landwirtschaftliche Betriebe, hat Bilder im Kopf, wie man auf dem Traktor das Feld bestellt oder sich in aller Frühe um die Kühe im Stall kümmert. Doch es gibt noch vielmehr, denn letztendlich ist ein landwirtschaftlicher Betrieb ein kleines Wirtschaftsunternehmen, das zum Beispiel verschiedenste technische Geräte wie Melkmaschinen und Fütterungsanlagen benötigt. Von daher bieten sich dir auch auch die Möglichkeiten, in den Vertrieb zu gehen, beratend tätig zu sein, im Rechnungswesen und Controlling zu arbeiten oder ins Qualitätsmanagement zu gehen.
Wusstest du, dass ...
... das Ansehen des Landwirtes in der Gesellschaft sehr groß ist? 44 Prozent der Befragten zählen den Beruf Landwirt zu einem der wichtigsten und zukunftsweisenden Berufe.
... ein Betrieb in Deutschland durchschnittlich 58 Hektar landwirtschaftliche Fläche bewirtschaftet?
... in deutschen Ställen und auf Weiden unter anderem 12,5 Millionen Rinder, 27,6 Millionen Schweine, 462.000 Pferde und Esel sowie 2,1 Millionen Schafe gehalten werden?
... jeder achte Euro in Deutschland für Lebensmittel ausgegeben wird? Das ist einer der niedrigsten Werte in der EU.
Kommentare
January 2018
ziad seifallah
Hallo, wie kann ich das duale Studium -Agrartechnik oder Agrarmanagement in Köln, Bonn, Leverkusen, Wuppertal, Bergisch Gladbach und Remscheid finden?